Mit Album No.: 2 legt sie noch einen drauf
Die französische Künstlerin Leonie Pernet ist derzeit wohl eine der umtriebigsten Akteur*innen in der aktuellen französischen Popmusik-Szene.
Mit „Le Circque de Consolation“ erscheint diesen Monat ihr zweites Album. Es ist der Nachfolger ihres Debüts „Crave“ und irgendwie ist es so etwas wie dessen doppelte Negierung.
Auf „Crave“ ging es um Sehnsucht als zentrales Thema, welches nie aufgelöst wird – doch auf ihrem neuen Album hat die Multiinstrumentalistin und Sängerin nun eine neue Perspektive gefunden und so teilt sie ihre positivere und offenere Sicht auf ihr Leben und ihre Arbeit.
Leonie Pernet zu ihrer neuen Platte: „Dieses Album reflektiert mein Leben, es reflektiert, was passiert ist, seit ‚Crave‘ herauskam und wie es mir jetzt geht. Es gibt immer noch eine Menge Schwermut, aber auch viel mehr Sonnenschein und Licht. Ich habe meinen Vater wiedergefunden. Und ich habe viel an meiner Stimme gearbeitet. Das ist Teil eines Wunsches zu sprechen, mein Publikum direkter anzusprechen. Und auch ein viel stärker ausgeprägter Wunsch nach Pop.“
Leonie Pernets Stimme hat nun mehr Selbstbewusstsein und bildet das Zentrum einer unverwechselbar freien Produktion. Manchmal singt sie auf Englisch, meistens aber auf Französisch: „Ich bin sehr mit meiner Stimme gewachsen“ sagt Léonie, „ich habe mich früher oft nicht getraut zu singen, weder live, noch auf Platte, noch im Studio.“
Nun hat sie begriffen, dass ihre Stimme stark und vielseitig ist und so hat sie das nötige Vertrauen in diese. Mit dem Bewusstsein um ihre Stimmwirkung begibt sie sich auf ausgiebige Exkursionen in alle erdenklichen Genres, von rauer, experimenteller Elektronik bis hin zu funkigen Disco-Beats – und immer ist eine Vision Afrikas und seiner unzähligen Klänge mit dabei.
(Butterfly vom 2018er Album „Crave“)
Auf der Suche nach den Wurzeln ihres Vaters im Niger findet Pernet die universelle Utopie, nach der sie sich so sehnt. Das Resultat ist eine musikalische und kulturelle Verschmelzung, die ganz klar nicht westlich und auch nicht politisch ist, die aber in Selbstfindung und in der Verbindung mit anderen Menschen wurzelt. Afrikanische und orientalische Perkussion treffen hier auf Synthesizer und Drum-Machines, im Mix mit diversen Genres und Instrumenten, welche sie mit spielerischer Leichtigkeit und ungeheurer Präzision verbindet.
Auf „Le Circque de Consolation“ reicht die musikalische Bandbreite von der Technoesken Hymne „Hard Billy“, über den clubbigen, von fiebrigen Derboukas vorangetriebenen Dance-Track „Les Chants de Maldoror“, bis hin zu dem tief bewegenden „A rebours“ als afro-elektronischem Rock.
In Leonie Pernets Welt lösen sich Grenzen auf. Hier schafft sich jeder Mensch seine eigene Utopie und dabei schafft das neue Album die Verbindungen zwischen Popmusik, afrikanischen Kulturen und elektronischer Musik. Mit „Le Circque de Consolation“ ist Leonie Pernet ein großartiges und durchweg positives Album gelungen.
Leonie Pernet – „Le Circque de Consolation“ erscheint am 19.11.2021 via InFiné.