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Friday, November 22, 2024
„negativ-dekadent“ - Punk in der DDR

„negativ-dekadent“ – Punk in der DDR

Punk in der DDR ist nicht vergleichbar mit Punk im Westen

Als Punk gegen Ende der siebziger Anfang der achtziger Jahre in der DDR ankam, wirkte er auf die Menschen so wie es auch der Punk im Westen tat. Er erregte die Gemüter. Aber er verunsicherte auch die Staatsorgane. Bei den Regierungsorganen verstand man wohl einfach nicht wogegen der Punk rebellieren wollte, lebte man doch im „besseren System“. Doch auch im Osten suchten Jugendliche nach Abgrenzung zum spießigen Standard. Punk war da das willkommene Mittel. Man dachte nicht nur anders und hörte andere Musik, man fiel auch optisch völlig aus dem Rahmen.

Viele der Protagonisten des ostdeutschen Punk begriffen die DDR als eine besonders spießige Fortsetzung des Dritten Reichs. Die Nazivergangenheit wurde nicht wirklich aufgearbeitet. Man klebte einfach ein neues – rotes – Etikett über das braune und nannte sich nun Antifaschist. Viel braunes Gedankengut überlebte so in der DDR und so war es auch kein Wunder, dass ab Mitte der Achtziger Skinheads sichtbar und zum Gegenpart der Punks wurden. Tatsächlich rekrutierte sich ein großer Teil der Skins auch aus der Punk-Szene.

Aber bleiben wir beim Punk: Dieser verbreitete sich im ganzen Land, von Stadt zu Stadt und von Kaff zu Kaff. Dabei entstanden ganz unterschied­liche Szenen mit ebenso unterschiedlichen Protago­nist*innen und Eigenheiten. Das Buch von Anne Hahn und Frank Willmann versucht genau diese Vielfalt aufzuzeigen. Hier stehen coole Geschichten neben schönen Anekdoten und eher sachliche Analysen neben persönlichen Reflektionen.

„negativ-dekadent“ ist ein Fenster in die Vergangenheit. Den Autor*innen geht es darum, möglichst viel von dem wiederzugeben, was für gut zehn Jahre in diesem diktatorisch regierten Teil Deutschlands für zumindest etwas Farbe und viel Verwirrung sorgte.

Im Buch finden sich Texte von Cornelia Schleime, Franziska Hause, Jan Müller, Anne Hahn, Tim Mohr, Alexander Pehlemann, Jan Off, Roland Galenza, Jochen Schmidt, Peter Wawerzinek, Heinz Havemeister, Iron Henning und vielen anderen.

Einige Texte in diesem Buch sind bereits in vergriffenen Publikationen erschienen und manche wurden extra für dieses Buch verfasst. Gemeinsam ist ihnen allen, dass sie möglichst viel von der Lebenswirklichkeit in der DDR abbilden möchten.

Dieses Buch weckt das Interesse, sich mit der Punk-Szene in der DDR zu befassen. Es zeigt wie witzig und skurril das Leben der Punks sein konnte, aber auch wie sie von den glatzköpfigen ehemaligen Kumpels aufs übelste verdroschen wurden. Dieses Buch zeigt auch, wie das Spitzel-System der Stasi die Szene infiltrierte und der Arbeiter und Bauernstaat so an seinem Ende aktiv mitwirkte.

„negativ-dekadent“ – Punk in der DDR von Anne Hahn und Frank Willmann erscheint am 21. März 2022 beim Ventil Verlag.

„negativ-dekadent“ – Punk in der DDR
Autor: Anne Hahn und Frank Willmann
272 Seiten
20,00 €(D)
ISBN 9783955751685

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