Der Titel führt vielleicht ein wenig in die Irre
Es klingt wie der Name eines Märchens, aber es ist kein Märchen. Es ist eine sehr ostdeutsche Geschichte.
Ein kleines Provinzstädtchen irgendwo zwischen Berlin und Stendal im Jahr 1999 kurz vor dem Millennium-Wechsel. Die Menschen haben schon viele Umbrüche hinter sich. Der letzte große Umbruch ist gerade zehn Jahre her, da deutet sich der nächste eher kleine, aber nicht unbedeutendere Umbruch an.
Gudrun feiert heute ihren 60. Geburtstag, in einem alten zerfallenen Herrenhaus, das zu DDR-Zeiten als Kinderheim genutzt wurde, in dem sie auch selbst elternlos aufwuchs.
Es ist eine schwierige Geschichte zwischen Wehmut und Nostalgie. Zur Geburtstagsfeier reist auch Gudruns Tochter Lara aus Berlin an. Sie ist mit dem Stiefvater aufgewachsen, über ihren leiblichen Vater wollte die Mutter nie sprechen, entsprechend angespannt ist das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter. Ausgerechnet während der Feier erfährt Gudrun, dass das ehemalige Kinderheim an finanzkräftige Investoren verkauft werden soll, die es zum Hotel ausbauen wollen. Eine wirtschaftliche Perspektive für die strukturarme Region oder Ausverkauf der eigenen Geschichte?
Über diese Frage scheiden sich die Geister im Ort. Während Gudrun in den nächsten Tagen alles daran setzt, das Kinderheim als Gemeinde- und Begegnungszentrum für alle Bewohner zu erhalten, macht sich ihre Tochter Lara auf die Suche nach ihrem Vater und einer Erklärung für die unnachgiebige Härte ihrer Mutter.
Gudrun – gespielt von Corinna Harfouch – ist eine sehr starke Frau, die vieles alleine stemmt und dabei oft auch Mitmenschen vor den Kopf stößt. Tochter Lara – gespielt von Birte Schnöink – ist nicht zuletzt wegen ihrer dominierenden Mutter nach Berlin gegangen. Der Ortsbürgermeister wird von Jörg Schüttauf gespielt, er weiß um seine Gradwanderung, doch wäre ein kleiner wirtschaftlicher Aufschwung für das kleine Nest im Nichts mehr als nur wünschenswert.
Es ist ein sehr ruhiger Film. Hier wird eine Geschichte erzählt, die so oder so ähnlich wohl tausendfach im Osten Deutschlands stattfand. Was ist gut für die Gemeinde und wo fängt der Ausverkauf an? Wohlgemerkt, es geht hier nicht um die pauschale Verurteilung der bösen Wessis. Hier geht es um Gudrun, Lara und alle in der kleinen Stadt. Die Einen versprechen sich den so nötigen Aufschwung, die Anderen haben Angst, zum Teil vor Übervorteilung, zum Teil vor der Veränderung. 107 Minuten in denen die verschiedenen Sichtweisen vor uns ausgebreitet werden. An Ende muss sich der Zuschauer sein Urteil selbst bilden.
In weiteren Rollen sind Peter René Lüdicke, Gabriela Maria Schmeide, Ulrike Krumbiegel, Stephan Bissmeier und Imogen Kogge zu sehen.
Drehbuch und Regie Katharina Marie Schubert
Das Mädchen mit den goldenen Händen sollte am 02.12.2021 in unsere Kinos kommen, doch der Kinostart wurde auf den 17. Februar 2022 verschoben.