Aber ist dem wirklich so?
Ob eine Sache gutgegangen ist oder nicht, das hängt ja immer vom Betrachter ab. Für André und seine Familie ist alles gutgegangen. Doch der Weg dorthin war nicht einfach und lange war nicht klar, ob sich alle bei dieser sehr positiven Einschätzung der Ereignisse einig sein würden.
ALLES IST GUTGEGANGEN ist der neue Film von François Ozon. Mit diesem Film kommt ein Thema auf den Tisch, mit dem viele von uns nicht oder nur schwer umgehen können. Es geht um den Wunsch zu sterben, in Folge einer schweren Krankheit und den daraus resultierenden Folgen für den Erkrankten selbst und für seine Familie.
Und da sind wir schon mitten in der Geschichte. André – gespielt von André Dussollier hatte einen Schlaganfall. Er wacht auf mit einer halbseitigen Lähmung und den anderen körperlichen Einschränkungen nach einem solchen Ereignis. Außerdem ist André weit in den Achtzigern und somit ohnehin nicht auf dem Höhepunkt seiner körperlichen Leistungsfähigkeit. Seine Tochter Emmanuèle, gespielt von Sophie Marceau, eilt ins Krankenhaus und ist beim Anblick des hilflosen Vaters – der bisher in Emmanuèles Leben eher als ein Macher, der das Leben genießt und liebt in Erscheinung trat – bestürzt. Nach relativ kurzer Zeit teilt André seiner Tochter mit, dass er den Wunsch zu sterben hat und er bittet sie, die ihrem Vater in ihrer Jugend mehr als einmal den Tod gewünscht hat, ihm bei der Umsetzung zu helfen. Emmanuèle ist erst einmal geschockt. Sie informiert ihre Schwester Pascale – gespielt von Géraldine Pailhas – über den verstörenden aber auch nachvollziehbaren Wunsch ihres Vaters. Während Emmanuèle recht schnell Verständnis für den Wunsch des Vaters entwickelt, steht Pascale dem Ansinnen des Vaters eher ablehnend gegenüber. Mit der Zeit entwickelt Pascale jedoch Verständnis für das Verlangen des Vaters, auch wenn sie grundsätzlich damit ein Problem hat. So nimmt Emmanuèle Kontakt zu einer Sterbeklinik in der Schweiz auf. Eine Mitarbeiterin dieser Klinik – gespielt von Hanna Schygulla – reist nach Paris und trifft sich dort mit den Schwestern. Nun wird es immer konkreter, die Schwestern kämpfen mit ihren doch so ambivalenten Gefühlen. Auch ist Pascale eifersüchtig darauf, dass André ihre Schwester und nicht sie über seinen Wunsch informierte und mit der Organisation betraute.
Dieser Film geht ans Eingemachte, denn in unserer Gesellschaft sind wir es nicht gewöhnt über den Tod zu sprechen. In ALLES IST GUTGEGANGEN gucken wir einer Familie dabei zu, wie sie sich mit den Sterbewunsch des Vaters auseinandersetzt und fühlen uns dabei nicht unbedingt wohl. Es hat vielleicht eine voyeureske Note, aber auch dieses Gefühl kommt wohl nur aus dem verdrängenden Umgang mit dem Tod. Wie oft sind wir unseren Eltern genau bei diesem Thema aus dem Weg gegangen, haben das Thema gewechselt oder so getan als hätten wir nichts gehört.
In ALLES IST GUTGEGANGEN zeigt uns Regisseur François Ozon wie wichtig es ist, sich mit dem Tod auseinanderzusetzen. Am besten vor dem Tod. Für uns kann dieser Film eine Einladung dafür sein, sich in den Familien mit diesem so häufig kunstvoll umschifften Thema auseinanderzusetzen. Die Fragen: Was ist wenn ich nur noch im Bett liege und nicht mehr am Leben teilnehmen kann? Was ist wenn ich im Wachkoma liege und keine Chance auf eine Rückkehr ins Leben habe? Was ist wenn ich keinen Lebensmut mehr habe…..???? Und die Fragen: Was ist nach meinem Tod? Was passiert mit meinem Besitz? Wer, was, warum? Über diese Themen zu sprechen kann viel
Leid und Streit vermeiden helfen.
Natürlich mindert das Reden über den Tod nicht die Trauer oder den Schmerz nach dem Tod eines geliebten Menschen, aber es wird erträglicher.
So gesehen ist ALLES IST GUTGEGANGEN ein großartiger Film der uns ermutigt auch über die dunklen Seiten des Daseins zu sprechen. Sophie Marceau, André Dussollier und Géraldine Pailhas konfrontieren und sehr glaubwürdig mit dieser schwierigen Situation und schaffen es doch, dass wir am Ende mit einem eher positiven Gefühl aus dem Kino gehen.
ALLES IST GUTGEGANGEN kommt am 14. April in die Kinos.